Risiko – eine unproduktive Leerstelle
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Abstract
Das bekannte Strategiespiel Risiko ist frei von einer historischen Kontextualisierung und entbehrt in seiner Darstellung von Welt jeglicher kulturellen Unterscheidungen. Hierin scheint das Faszinosum des Spiels zu liegen, das sich den Spielenden als Projektionsfläche für alle möglichen Kriegs- oder Konfliktszenarios anbietet – historisch, hypothetisch oder fantastisch. Das auf Er-
oberung ausgelegte Spielziel fördert und belohnt allerdings Angriffs- und Aufrüstungsverhalten und bleibt trotz veränderter Begrifflichkeiten, die sich einer Befreiungsrethorik bedienen, der narrativen Logik seines Originaltitels La conquête du monde (1957) [dt. die Eroberung der Welt] in der Spielmechanik treu. Diese ‚Herrschaft über die gesamte Welt‘ drückt einen Totalitätsanspruch aus, der in die Zeit des Kolonialismus fällt. Trotz der fehlenden konkreten Referenz auf koloniale Machtergreifung, weist die Spiellogik starke Verweise auf imperiale Zusammenhänge auf. Im Sinne einer „public history” konservieren sich folglich in Spielen wie Risiko koloniale Konflikte, werden Teil einer Erinnerungskultur und eines öffentlich Unterbewussten.